Innovationspreis der deutschen Mobilitätswirtschaft: Turboverlader im Güterverkehr, Auto-Fahrgemeinschaft mit ÖPNV-Ticket, Bordsteine mit
E-Auto-Ladefunktion und Elektro-Fähren auf der Shortlist
Es ist ein neuer Rekord: Knapp 50 Projekte aus allen Bereichen der Mobilität haben sich bei der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft e. V. (DVWG) um den Innovationspreis der deutschen Mobilitätswirtschaft beworben. Zum vierten Mal ehrt die DVWG mit dem Preis zukunftsweisende Produkte und Projekte, die das Potenzial haben, die Mobilitätslandschaft nachhaltig zu verändern. Die Nominierten in der Kategorie „Produkte/Projekte“ sind (in alphabetischer Reihenfolge):
- Die CargoBeamer AG, die in ihren Terminals in nur 20 Minuten einen ganzen Güterzug beladen kann: Das Umladen zwischen Straße und Schiene ist die zeitaufwändige Achillesferse im kombinierten Verkehr. Anstatt die Güter Stück für Stück mit dem Kran auf die Waggons zu heben, verlädt CargoBeamer in ihren Terminals bis zu 72 Auflieger gleichzeitig. Die Umladung findet automatisiert statt, indem die Auflieger horizontal neben der Anlage parken. Damit sind die CargoBeamer-Terminals rund neunmal schneller als herkömmliche Verladetechnologien.
- Die goFLUX Mobility GmbH, die mit ihrer Mitfahrenden-App das Auto zum öffentlichen Verkehrsmittel macht: Die „goFLUX“-App vernetzt Pendlerinnen und Pendler untereinander mit dem Ziel, auf kurzen Strecken Fahrgemeinschaften zu bilden. Einmalig ist dabei die enge Verknüpfung mit dem öffentlichen Verkehr, die goFlux durch Kooperationen mit Kommunen und Arbeitgebenden schafft. Mitfahrende mit ÖPNV-Ticket fahren je nach Region günstiger oder sogar kostenlos mit – wie zum Beispiel in Hamburg, wo Airbus-Mitarbeitende mit HVV-Abo ohne weitere Kosten bei ihren Kolleginnen und Kollegen einsteigen können, weil die Fahrgemeinschaft Teil ihres ÖPNV-Tickets ist.
- Die Rheinmetall AG und die TankE GmbH, die gemeinsam E-Ladesäulen im Bordstein verschwinden lassen: Bis zum Jahr 2030 sollen eine Million öffentliche Ladepunkte für E-Fahrzeuge in Deutschland verfügbar sein – obwohl in vielen Städten Flächen dafür fehlen und die bisher auffälligen Säulen insbesondere in historischen Vierteln nicht ins Stadtbild passen. Der „Ladebordstein“, den die Rheinmetall AG gemeinsam mit der TankE GmbH in Köln testet, löst das Problem, indem er die Ladeinfrastruktur in den Bordstein integriert und sie so nahezu unsichtbar ins Stadtbild einfügt. Die innovative Lösung widersteht mit ihrer robusten Bauweise auch Regen und Schnee; in weiteren Städten laufen inzwischen Pilotprojekte.
- Die Scandlines Deutschland GmbH, die mittelfristig einen Fährbetrieb ohne direkte Emissionen umsetzen wird: In der Seeschifffahrt kam man bisher um den Einsatz von fossilen Treibstoffen praktisch nicht herum. Die Reederei Scandlines schlägt ihren ganz eigenen Weg ein und setzt zukünftig auf der traditionsreichen Vogelfluglinie anstatt auf Verbrennungsmotoren noch stärker auf leistungsstarke Batterien. Bereits seit 2013 setzt das Unternehmen auf den vier Doppelendfähren der Route auf einen batteriegestützten Hybridantrieb, um den Treibstoffverbrauch und damit Emissionen erheblich zu reduzieren. Nun beginnt ein neues Kapitel auf dem Weg zum emissionsfreien Fährbetrieb und zwei der vier Fähren werden auf einen innovativen Plug-In-Batteriebetrieb umgerüstet. Mindestens ebenso innovativ sind die Hochleistungs-Ladeterminals an den beiden Fährhäfen: In nur 12 Minuten laden dort künftig die Fähren 80 Prozent der für die Überfahrt benötigten Energie direkt aus dem Stromnetz.
Erstmals vier Finalisten
„Die Vielzahl und Vielfalt der Einreichungen belegt einmal mehr, wie ideenreich und innovativ die deutsche Mobilitätsbranche ist – und das über alle Verkehrsträger hinweg“, sagt Prof. Knut Ringat, Initiator des Innovationspreises, Juryvorsitzender und RMV-Geschäftsführer. „In herausfordernden Zeiten wie diesen brauchen wir mehr denn je gestaltungswillige Macher, die visionär vorangehen und mit ihren Ideen unser Mobilitätssystem fit für die nachfolgenden Generationen zu machen. Der Innovationspreis zeigt, dass es diese Macher in unzähligen Unternehmen gibt und es liegt an uns als Branche, sie zu sehen und zu fördern.“
„Ob Start-Up, Konzern oder Kommune, die Qualität der Einreichungen war durchweg hoch und das Rennen um die Punkte der Jury so eng wie noch nie. Erstmals in der Geschichte des Innovationspreises gab es einen Gleichstand – deshalb präsentieren in diesem Jahr auch vier statt den üblichen drei Finalisten ihre Projekte in der Paulskirche“, sagt Prof. Dr. Jan Ninnemann, Präsident der DVWG und Jurymitglied.
Welches Projekt die Jury am stärksten überzeugt, wird am 5. November 2024 in der Frankfurter Paulskirche verkündet. Die Preisverleihung findet im Rahmen des Deutschen Mobilitätskongresses statt, der in diesem Jahr Jubiläum feiert: Bereits zum zehnten Mal veranstaltet die DVWG das exklusive Netzwerktreffen für ÖPNV, Automobil, Logistik, und Luftfahrtbranche gemeinsam mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund und der Messe Frankfurt GmbH.