Fährbetrieb ohne fossile Treibstoffe: Scandlines Deutschland gewinnt Innovationspreis der deutschen Mobilitätswirtschaft
Richtungsweisendes Projekt für eine umweltfreundlichere Schifffahrt / Persönlichkeitspreis für Tunnelbaupionier Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht / Sonderpreis „Vielfalt, Toleranz, Respekt“ für VdK-Präsidentin Verena Bentele und HSB-Geschäftsführerin Corinna-Maria Schulte
Die Deutsche Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft e.V. (DVWG) hat die Scandlines Deutschland GmbH für ihren visionären Einsatz für eine klimafreundlichere Schifffahrt mit dem Innovationspreis der deutschen Mobilitätswirtschaft ausgezeichnet. Die feierliche Verleihung fand am Dienstag in der Frankfurter Paulskirche im Rahmen des Deutschen Mobilitätskongresses statt.
Auf der knapp 19 Kilometer langen Vogelfluglinie, die Deutschland und Dänemark verbindet, arbeitet Scandlines daran, einen Fährbetrieb ohne direkte Emissionen zu realisieren. Bereits seit 2013 nutzt das Unternehmen einen Hybridantrieb auf seinen vier Doppelendfähren und reduziert so den Treibstoffverbrauch sowie CO₂-Emissionen. Im nun preisgekrönten Projekt geht Scandlines noch einen Schritt weiter: Die Reederei rüstet nicht nur zwei Fähren auf einen batteriebasierten Antrieb um, sondern hat auch Hochleistungs-Ladeterminals entwickelt, die die Schiffe während des Passagierwechsels in den Häfen in nur zwölf Minuten mit 80 Prozent der für die Überfahrt benötigten Energie aufladen.
„In der Schifffahrt kam man bisher an fossilen Treibstoffen nicht vorbei. Dass Scandlines den Schritt über den Hybridmotor hinauswagt und zwei Fähren auf der Vogelfluglinie ausschließlich elektrisch betreibt, ist nicht weniger als eine Revolution in der Schifffahrt. Beeindruckt hat die Jury dabei nicht nur der nachhaltige Antrieb, sondern dass Scandlines parallel eine ebenso preiswürdige Hochleistungs-Ladeinfrastruktur entwickelt und gebaut hat“, so Prof. Knut Ringat, RMV-Geschäftsführer und Juryvorsitzender des Innovationspreises.
Prof. Dr. Jan Ninnemann, Präsident der DVWG und Experte im Bereich der maritimen Logistik: Die batteriebetriebenen Fähren von Scandlines zeigen ganz klar, dass elektrische Antriebe auch in der Schifffahrt einen wichtigen Beitrag leisten können, Emissionen zu senken und die Nachhaltigkeit zu verbessern. Dieses Projekt trägt entscheidend dazu bei, das Mobilitätssystem der Zukunft umweltfreundlich zu gestalten und setzt ein starkes Signal, das weit über die Schifffahrt hinaus in die gesamte Mobilitätsbranche strahlt.“
„Die Elektrifizierung unserer Fähren ist das Herzstück unserer grünen Agenda. Seit 2013 setzen wir bereits auf Hybridfähren, mit denen wir hervorragende Erfahrungen gemacht haben und deutlich umweltfreundlicher unterwegs sind“, so Anette Ustrup Svendsen, Head of Corporate Communications bei Scandlines Deutschland. Unser Ziel sind jedoch nicht nur weniger, sondern gar keine direkten Emissionen in der Fährschifffahrt – und das lässt sich nur erreichen, wenn wir auf der Vogelfluglinie komplett auf den E-Betrieb setzen. Die Umrüstung ist ein gewaltiger Sprung in Richtung eines nachhaltigen Fährbetriebs. Dass wir nun für unsere Arbeit den Innovationspreis der deutschen Mobilitätswirtschaft erhalten, macht uns stolz und zeigt uns einmal mehr, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Persönlichkeitspreis für Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht
Im Rahmen der Preisverleihung wurde zudem Dr.-Ing. E.h. Martin Herrenknecht, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Herrenknecht AG, mit dem Persönlichkeitspreis ausgezeichnet. Die Jury würdigte Herrenknechts außergewöhnliche Pionierarbeit im Tunnelbau, durch die weltweit Verkehrswege realisiert wurden. Mit seinen Tunnelbohrmaschinen sind Großprojekte wie der Gotthard-Basistunnel in der Schweiz erst möglich geworden. Herrenknecht bedankte sich für die Auszeichnung und betonte die Bedeutung einer starken Infrastruktur für eine erfolgreiche Zukunft Deutschlands.
Auch Frankfurt profitiert von Herrenknechts Entwicklungen, wie Wolfgang Siefert, Mobilitätsdezernent der Stadt Frankfurt und damit Gastgeber in der Paulskirche, hervorhob: „Wenn wir die urbane Mobilität voranbringen wollen, dann operieren wir am offenen Herzen, also in einer verkehrsreichen, dicht bebauten Innenstadt. Auch deshalb sind effiziente Technologien für Infrastrukturprojekte besonders wichtig. Hier in Frankfurt hat sich eine der leistungsstarken Herrenknecht-Tunnelbohrmaschinen für die U5-Verlängerung durch das Europaviertel vorgetrieben, um dort bald 30.000 Menschen noch besser an den ÖPNV anzubinden.“ Als Gastgeber der Preisverleihung ergänzt er: „Zudem steigt die Anzahl der Wege stetig, die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen wachsen und werden differenzierter. Umso mehr sind wir auf Innovationen angewiesen, die die Mobilität von morgen vernetzter und nachhaltiger gestalten. Ich freue mich, dass die DVWG mittlerweile zum vierten Mal den Innovationspreis der deutschen Mobilitätswirtschaft in der Paulskirche verleiht, und dass so viele Menschen mit weitsichtigen Ideen und klugen Konzepten zusammengekommen sind.“
Sonderpreis „Vielfalt, Toleranz, Respekt“ für Verena Bentele und Corinna-Maria Schulte
Der Sonderpreis „Vielfalt, Toleranz, Respekt“ ging an Verena Bentele und Corinna-Maria Schulte für ihr Engagement in der Mobilitätsbranche. Die VdK-Präsidentin Verena Bentele wurde für ihren Einsatz für barrierefreie Mobilität geehrt, der vielen Menschen mit Behinderungen zu mehr Teilhabe verhilft. Corinna-Maria Schulte, Geschäftsführerin der Hanauer Straßenbahn GmbH, erhielt die Auszeichnung für ihren mutigen Schritt, ihre Transidentität öffentlich zu machen und als Frau im Berufsleben aufzutreten.